erdklang-muenchen Kommunikation mit allen Lebensformen
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3 Texte  zur Ausstellung  L ich t!

(Siehe  Seite  "Aktuelles & Kunst")

1.

 

LIcht.

Licht ver-viel-feld-icht sich. Durch dich malt,

schreibt, tanzt es seine Zeichen auf mich.
Jedes mal eine kleine Sonnenfinsternis.
Jedes mal die Geburt einer neuen Gestalt.
Mein Körper, der Baum, die Wolken, das Wasser,
der Sand sind seine Werkzeuge.
Mit jeder Bewegung gestalten alle

alles mit.
Jeden Augenblick.

 

2.

 

SchattIch.

Mein Schatten verbeugt,

verzerrt, verfremdet mich.
Er verschmilzt mich mit anderenzu
bizarren Formen und Wesen.

Er bringt mich zum Lachen.
Zum Träumen. Zum Philosophieren.

Ich bin nicht mehr alleine „ich“:
In allem finde ich mich wieder,
was im Licht der gleichen Sonne

einen Schatten wirft.

3.

Licht ist nicht fassbar, Schatten ist nicht greifbar.
 


Ich kann ihrer nicht habhaft werden.
Aber, selbst, wenn ich die Augen schliesse oder mich abwende:Immer. fühle 
ich das DaSein des anderen, der mir im Licht steht. Ich fühle dein DaSein. Ich weisst, in diesem Moment gibt es mich und dich.

Du bist jetzt Teil meiner Wirklichkeit.
Stehe ich mit dem Rücken zum Licht, sehe ich, wer diese Perspektive mit mir

teilt. Wir sehen, wie sich der gemeinsame AugenBlick vor uns enfaltet. 
 
Dein mal mein Schatten: Vermaehlt zu einer neuen Sicht. 

Jede Veränderung beendet einen Fluchtpunkt. 
Jeder Atemzug, jeder Windhauch, jedeWasserwelle, jede Berührung 
 
wandelt eine Schau. Drehe ich mich um und schaue ins Licht, 
 
sehe ich n-----ich-----t, wer ich bin, was du bist. 


Ich sehe nichts, was uns unter-scheidet.
Ich sehe nur Licht: 

Den Ursprung deiner und meiner Natur.

 

Ein Gespräch mit der Poesie

Weisst du, was ich mich gerade frage? Was du am liebsten bist. 
Dichtung? 
Malerei? 
Tanz? 
Musik? 
Gibt es für Dich überhaupt einen Unterschied?

Sie lächelte ihr berückendes Lächeln. Was denkst DU denn?

Schon Klar, sagte ich. Du bist der Ausdruck JEDEN künstlerischen Schaffens.

Ich, sagte die Poesie, schaffe gar nichts. Ich bin der zeitlose Moment.

Ach. Sagte ich.

Ich schaffe nichts. Fuhr sie fort. Aber IN mir bringt sich die Essenz eines Wesens zum Ausdruck. 
Es zeigt voller Freude seine wahre Natur.   Sie schaute mich mit diesem durchdringenden
„Ich weiß alles über dich “- Mutterblick an  und ich dachte beklommen   an meine überwiegend
recht freudlosen Jugendwerke.

Verstehe. Murmelte ich.

Sie schaute mich wieder eine Weile an.  Es zeigt VOLLER FREUDE seine wahre Natur,
wiederholte sie.  Und das … paß auf!  DAS ist der winzige Moment, in dem sich 
Selbst-Erkenntnis zur Form verdichtet.  Und dieser Moment bin ich. 
Was hast du?

Gänsehaut. Sagte ich.

Sie nickte.
Wenn ich Euch berühre, teilt ihr den gleichen Moment miteinander - ihr teilt ihn wirklich! auch, wenn ihr Ozeane und Zeitalter voneinander entfernt seid. Ihr ERLEBT mich. Ich bin es, die Euch die Hand aufs Herz legen läßt 
in der uralten Geste des Grusses - des freudigen Einander Erkennens.

Ich bin es, die Euch fühlen läßt, daß Ihr aus der gleichen Quelle trinkt, in den gleichen Wassern schwimmt. 
Ihr, die Ihr alle Ausdrucksformen der gleichen Freude seid. Nur in unterschiedlicher Gestalt.

Damit hauchte mir die Poesie einen Kuß auf die Stirn und löste sich in alles auf.

Und mit diesem Hauch auf der Stirn möchte ich Sie teilhaben lassen an einigen Gesprächen mit meinen Freunden aus den anderen Reichen des Lebens, die sich, wie ich finde, ganz im Sinne der Poesie zum Ausdruck bringen.

copyright: Renate Susanne Bohlein-Klang
 

Vom Zauberer, der jedermann glücklich machen konnte.
 

(Ein Märchen, das Sie in diesen Zeiten von allen Seiten streng verordneter Selbstfindung vielleicht einfach einmal zum Lächeln bringt)

©Renate Susanne Bohlein-Klang

Es war einmal ein Land, in dem lebte ein kleiner grauer Vogel, der wollte immer gern sehr hoch fliegen und von dort oben auf die Welt herunterschauen. Das stellte er sich wunderschön vor. Kaum flog er aber hoch, fiel ihm das Sprichwort ein: „Wer hoch hinaus will, wird tief stürzen!“ und er fürchtete sich derartig, dass er sofort wieder die
Beinchen ganz eng an den Körper anlegte und so flach wie möglich dahersegelte.
Kaum flog er aber niedrig, da fiel ihm die Katze ein und er schlotterte vor Angst.
Kurz: Er war ein rundum kreuzunglücklicher Vogel.

In der selben Stadt lebte auch eine Katze.
„Keine Zukunft, keine Zukunft“, sagte die Katze das eine ums andere Mal. „Unsagbar traurig“.
Und sie schlurfte auf schwachen Pfoten in eine alternative Buchhandlung und las entzetzt über
mehrere mögliche Katastrophen.
Kurz: Sie war eine rundum kreuzunglückliche Katze.

Und dann lebte da noch jemand in dieser Stadt: Ein alter, weiser Zauberer.
Der konnte jedermann glücklich machen, wenn er nur wollte.
Nun war es aber so, dass der alte Zauberer für sein Leben gern schlief und ein bisschen schwerhörig war er auch.
Wenn man ihn wegen unwichtigem Zauber-Kleinkram anrief, hörte er das einfach nicht.
Kurz: Er war ein überaus glücklicher, zufriedener Zauberer.

Nur zauberte er so gut wie gar nicht mehr.

Eines Tages flog der kleine graue Vogel wieder einmal besonders tief daher und segelte der Katze direkt ins Maul.
Da schrie der kleine Vogel aus Leibeskräften.

„Oh großer Zauberer Runkel Karfunkel“, schrie er, „wach auf und wirke bitte schnell einen Zauber!“
Und er schrie so fürchterlich, dass der Zauberer aus dem Schlaf hochschreckte und verdattert
den erstbesten Zauberspruch aufsagte, der ihm einfiel und das war:
“BABRA KADAVRA. MUNKEL UND DUNKEL. ZUNDERER WUNDERER. BUMM.“

Und schon war der kleine graue Vogel verwandelt. Aber - Ihr glaubt es nicht! - in eine kleine graue Maus!
„Danke“, sagte die Katze. „Endlich mal Glück. Mäuse mag ich sowieso viel lieber.“

„Runkel Karfunkel!“, schrie die Maus. „Das war der falsche Spruch. Tu bitte was. Schnell!“

Da ließ der große Zauberer Runkel Karfunkel großmächtige Zauberwolken wabern und sprach feierlich die Worte:
“KOBRA ZINNOBRA. MINKEL UND HINKEL. WOMMEL UND TROMMEL. BOMM.“
Und auf der Stelle verwandelte sich die Katze. In eine Kobra!

Wo doch Kobras Mäuse zum Fressen gern haben. Arme Maus!
Und arme Katze! Denn Katzen fürchten sich ganz entzetzlich vor Kobras und überhaupt
vor allem, was kalt und giftig ist.
Und weil die Katze (wie alle Katzen) ein bisschen eitel war und deshalb wieder einmal vor dem
zerbrochenen Spiegel im Garten saß, sah sie etwas, das ihr das Blut in den Adern gefrieren
ließ: Eine riesige, zum Sprung zusammengerollte Kobra mit gezückten Giftzähnen!!!

Da kreischte die Katze vor Grauen laut auf ( im Spiegel riß die Kobra gleichzeitig ihren Rachen
grässlich auf!) - und dann schlängelte sie sich wie der Blitz ins hohe Gras davon, um ihrem
fürchterlichen Spiegelbild zu entfliehen.

„Runkel Karfunkel!“, schrie sie, „das ist bestimmt nicht der richtige Zauber. Hilf mir bitte! Aber schnell!“

Aber der große Zauberer Runkel Karfunkel schwieg.

Und als er lange genug geschwiegen hatte, fragte er: “MAUS. WAS WILLST DU SEIN? SPRICH!“

„Frei!“ rief die Maus. „Frei!“ Und schon war sie wieder ein kleiner grauer Vogel.

Und wieder sprach der große Zauberer Runkel Karfunkel.
„KOBRA.“ Fragte er. „WAS WILLST DU SEIN? Sprich!“

„Nur ich selbst“, rief die Kobra. „Nur ich selbst!“ Und schon war sie wieder eine Katze.

Und soll ich Euch was sagen? Wenn sie nicht gestorben sind, dann sind der Vogel und die Katze noch heute
außerordentlich glücklich ...zumindest über diesen letzten Zauber!

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